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Es gibt viele Gründe, die besorgte Mütter gemeinsam mit Ihren Töchtern in die kindergynäkologische Sprechstunde führen können.

Wichtig ist dann eine entspannte und kindgerechte Atmosphäre ebenso wie eine kompetente und gleichzeitig liebevolle Betreuung.

Die meisten Probleme lösen sich dann zumeist rasch und unkompliziert.

 

MUSS MEIN KIND ZUM FRAUENARZT ?

Statistisch liegt die die erste Menstruation bei 12 Jahren, der erste Verkehr bei 15 Jahren – während manche Eltern sich noch um Weihnachtsspielzeug für Ihre minderjährigen Mädchen kümmern, stehen andere mit gleichaltrigen Kindern bereits fassungslos einer Schwangerschaft der Tochter gegenüber.

Auch wenn diese Statistiken alle nicht exakt stimmen mögen, Anlass zur Aufmerksamkeit geben sie doch, und damit auch Anlass, die Kinder- und Jugendgynäkologie in die Familienmedizin zu integrieren.

Kinder- und Jugendgynäkologie ist aber auch eine ärztliche Subspezialisierung zur Diagnostik und Therapie von gynäkologischer Erkrankungen bei neugeborenen Mädchen und bei Kleinkindern, in der Pubertät und im Teenageralter, der Adoleszenz. Immer ist genaue Kenntnis der altersabhängigen physiologischen Entwicklung entscheidend, um Normvarianten der genitalen Entwicklung von wirklich krankhaften Erscheinungsbildern unterscheiden zu können.

Oft helfen schon beruhigende Worte bei unterschiedlicher Größenentwicklung der Brustdrüsen, weil zu erwarten ist, dass beide Brüste gleich groß werden. Ob die Schamlippen der Norm entsprechen oder „ganz anders als bei allen anderen“ wären, ist eine der häufigsten Fragen junger Mädchen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Disziplinen, wie den Kinderärzten oder Internisten, ist bei fachübergreifenden Symptomen immer und unbedingt erforderlich. Einfühlsame Beratung zu Intimhygiene und Krebsvorsorge sowie Schwangerschafts­verhütung dienen der Prävention.

Gerade bei der Krebsvorsorge zeigt sich auch in der Kinder- und Jugend­gynäkologie der dramatische Paradigmenwechsel in der modernen Medizin. Während im 20. Jahrhundert es noch weltweit galt, den Muttermundskrebs operativ und mit Strahlentherapie heilen zu können, gibt es nunmehr einfach eine Impfung dagegen. Vorangegangen war die Erkenntnis, dass fast alle Krankheitsfälle dieser Art eng mit einem bestimmten Virusbefall des Muttermundes in Verbindung gebracht werden konnten -  der HPV – Infektion.

Die humanen Papillomviren (HPV, engl., human papilloma virus) bilden eine Gruppe von DNA-Viren, die in mittlerweile mehr als 100 verschiedene Typen eingeteilt werden. Ihre Gen-Produkte, verhindern die Apoptose (programmierter Zelltod). Auch wird die Reparatur des DNA-Doppelstranges durch die Zellenzyme unmöglich. Humane Papillomviren unterhalten eine Vielzahl von Warzenerkrankungen sowie bösartige Haut- und Schleimhauterkrankungen. Einige wenige Erreger treten extrem gehäuft im Zusammenhang mit Karzinomen auf. HPV16 und 18 sind für ca. 70% der Zervixkarzinome verantwortlich.

Zwei prophylaktische Impfungen befinden sich zurzeit auf dem Markt. Der quadrivalente Impfstoff Gardasil® und der bivalente Impfstoff Cervarix® weisen zuverlässigen Schutz vor dem Zervixkarzinom auf. Gardasil® ist zusätzlich prophylaktisch gegen Genitalwarzen hoch wirksam.

Obere Altersgrenzen der Zulassung liegen für Gardasil® derzeit bei 26 Jahren für Cervarix®  bei 25 Jahren. Gardasil® ist darüberhinaus für Knaben von 5 bis 15 Jahren zugelassen.

Der Impfschutz scheint lange anzuhalten und unabhängig von der Höhe des Antikörpertiters zu bestehen, sodass der Zeitpunkt für Auffrischungen noch nicht angegeben werden kann. Nach weltweit über 40 Millionen verimpften Dosen sind Sicherheitsrisken bezüglich Nebenwirkungen auszuschliessen.

Von der physiologiecen Hormonkonstellation abhängig werden die Entwicklungsphasen eines Mädchens in die Neugeborenenperiode, in die Ruheperiode  bis zur Pubertät und die folgende Reifeperiode eingeteilt.

Während der hormonellen Ruheperiode ist die Scheide schlecht vor Infektionen geschützt und deshalb führen in dieser Zeit vor allem Juckreiz und Ausfluss als Zeichen einer Infektion zum/zur Kinder- und Jugendgynäkologen/in. Auch müssen manchmal Verletzungen nach Unfällen behandelt werden oder intravaginale Fremdkörper geborgen werden.

In der Reifeperiode führen vor allem die Probleme von unregelmässigen Blutungen, Dauerblutungen oder eine nicht einsetzten wollende Regelblutung zum Arzt. Besonders wenn die erste Regelblutung viel zu früh auftritt oder ausbleibt, hilft fundierte Diagnostik, um lebenslangen Beschwerden und Problemen vorzubeugen. 

Die Dysmenorrhoe, also die sehr schmerzhafte Regelblutung, kann verschiedenste Ursachen haben. Bei der Jugendlichen liegt meist eine hormonale oder vegetative Störung vor. Diese kann mit gering dosierten Hormongaben vor der Regel, krampflösenden Medikamenten oder den monatlichen, kurzfristigen Einsatz von schmerzstillenden Medikamenten behandelt werden. Besteht gleichzeitig Verhütungs­wunsch, so ist eine niedrigst dosierte Pille fast immer hilfreich. Es müssen jedoch immer zuerst organische Ursachen wie Entzündungen, organische Veränderungen des äusseren und inneren Genitales und Endometriose, also in den Bauchraum verschleppte Gebärmutter­schleimhautinseln, ausgeschlossen werden.

Mit zunehmenden Alter und zunehemender Entwicklung des Mädchens stellt schließlich der Kontrazeptionswunsch einen sehr ernst zu nehmenden Grund dar, fundierte fachliche Beratung und in weiterer Folge Routinekontrollen ohne Scham in Anspruch nehmen zu dürfen.

Vor allem soll die Verhütungsberatung bei einem großem Angebot von verschiedensten Pillen, Hormonpflastern und Vaginalringen nur von gut ausgebildeten und erfahrenen Ärzten/innen durchgeführt werden.

Kinder und Jugendliche  erfassen in der Regel schnell, wie kompetent ein Beratungsgespräch geführt wird. Sie brauchen Zeit, um Vertrauen gewinnen zu können und eine ohne Zeitdruck durchgeführte gynäkologische Untersuchung wird von vielen Mädchen begeistert angenommen.

Die durch eine professionelle Ersuntersuchung gewonnene Überzeugung, dass Gynäkologie  schmerzfrei und sinnhaft ist, prägen in der Folge stets zu  unvoreingenommene Routinekontrollen bei allen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen. Sie ermöglicht eine gute Krankheitsprophylaxe und das rasche Erkennen von kritischen Situationen von Schwangerschaften bis hin zu gynäkologischen Problemen. Vor allem ermöglichen sie jedoch eines: das lebenlange verhindern von vermeidbarem Leidensdruck.